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Wyoming: Wyoming (1971) & In Prison (1972) (Review)
Artist: | Wyoming |
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Album: | Wyoming (1971) & In Prison (1972) |
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Medium: | CD | |
Stil: | Alternative Rock, Americana |
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Label: | MIG music | |
Spieldauer: | 79:11 | |
Erschienen: | 27.06.2025 | |
Website: | [Link] |
Gehen wir weiter auf krautige Entdeckungstour mitten durch das Deutschland außerhalb der Mauer, das persönlich wie musikalisch frei sein durfte (während innerhalb dieser eine Band nach der anderen gegen die Zensur und damit verbundene Verbote kämpfen musste, wobei das wohl bekannteste Beispiel RENFT ist).
MIG music begleitet uns auf dieser Entdeckungsreise. Oder nein, besser noch, es ist in diesem Falle unser Reiseführer.
Also: Mitten hinein in die frühen Siebzigerjahre. Nur dass diese beiden Alben, die wir nun für uns entdecken dürfen, nur ansatzweise etwas mit dem damals boomenden Krautrock zu tun haben, sondern verdammt 'amerikanisch' klangen und heute leider längst zu den vergessenen über ein halbes Jahrhundert alten Musik-Goldstücken zählen.
Die Rede ist dieses Mal von WYOMING. Und warum die Band so amerikanisch klingt...
Der Grund dafür ist mehr als einfach: Der Kopf hinter der, es damals unter dem 'Bacillus'-Label gerade mal auf zwei Alben bringenden Band ist PETE 'WYOMING' BENDER (1943 - 2014), den vielleicht heutzutage noch die Eine oder der Andere voller Erschrecken mit Schlagern in Verbindung bringt, weil er ihn in den 1980ern des Öfteren in der deutschen Hitparade hörte.
Aber keine Angst!
Hier gibt’s keine Schlager zu hören, sondern zwei tatsächlich starke 'Americana'-Alben mit brit-beatiger Strömung, welche eher an die BEATLES oder AL STEWART und die alte Schmusebacke TONY CAREY, der besonders durch seine intensive Zusammenarbeit mit PETER MAFFAY und den grandiosen Song „Room With A View“ aus der „Wilder Westen“-Serie bekannt wurde, erinnern.
Schließlich wurde Bender, der am 15. Februar 2014 in Berlin verstarb, am 14. September 1943 als Sohn US-amerikanischer Eltern zwar im Elsass geboren, verbrachte aber den Großteil seiner Kindheit in den USA, die ihn und seine Musik auf „Wyoming (1971) & In Prison (1972)“ mehr als deutlich prägte. Sicher trugen zusätzlich dazu auch seine gemeinsamen Auftritte mit solchen Musikergrößen wie ALEXIS KORNER und TONY SHERIDAN bei und die indianische Herkunft seiner Eltern.
Nun also dürfen die neugierig Gewordenen die beiden längst in Vergessenheit geratenen Alben „Wyoming (1971) & In Prison (1972)“ als Re-Remaster auf einer CD, sogar noch um zwei Bonus-Songs (von denen „Stone“ ungewöhnlich stark in Richtung rockiger JOHN LENNON und LED ZEPPELIN bluesrockt) angereichert, genießen.
Beide Alben entstanden, bevor Bender nach Berlin kam und dort erst seine Band DON'T WORRY gründete, aus der dann die PETE WYOMING BENDER BAND wurde, welche im Vorprogramm von CHRIS DE BURGH 1983 auf Tour ging.
Die beiden einzigen WYOMING-Alben sind nun auf dieser CD von MIG music vereint worden, wobei besonders ein ungeheuer starker, ja, einzigartiger, Longtrack zwischen all den deutlich Blues- und Pop-orientierten Songs hervorsticht, der auf „In Prison“ zu entdecken ist, was nicht nur an der langen Laufzeit von über zehn Minuten, sondern an seinem unerwartet progressiv-weltmusikalischem Charakter und Benders indianischer Herkunft liegt: „Indian War Dance“.
Der Song ist ein tatsächlich knackiger, sehr rockiger wie progressiver 'Kriegssong' indianischer Herkunft, der im Grunde alles zuvor gehörte sprengt. Ein Kriegsgesang, der einen mit seinen Trommeln (bei denen übrigens CURT CRESS von DOLDINGER'S PASSPORT, SNOWBALL und natürlich UDO LINDENBERGs PANIK ORCHESTER die Stöcke schwingt) und aggressivem Gesang sofort mitreißt. Das hat etwas von einem musikalischen Indianer-Geist, der den amerikanisch-europäischen Rock-Sektor so richtig aufzumischen versucht. Genau die Art von Musik etwa, mit der YOTHU YINDI knapp 20 Jahre später richtig erfolgreich waren, auch weil der hier bereits erwähnte Maffay diese Band in sein Tribal-Voice-Weltmusik-Konzept-Album „Begegnungen“ einbezog und mit auf Tour nahm.
WYOMING jedenfalls nahm genau diese indianische Tribal-Voice-Weltmusik mit „Indian Wardance“ voraus und ließ sie auf unglaublich intensive Art, samt imitiertem Wolfsgeheul und wildem Kriegsgeschrei, auf seinem 1972er-Album „In Prison“ erklingen. Allein dieser Song reicht schon zur unbedingten Kaufempfehlung für „Wyoming (1971) & In Prison (1972)“.
Zwar keine Alben für die Ewigkeit, aber für Menschen, die noch immer ihre Leidenschaft für Musik ausleben und dabei immer wieder auf ihre ganz persönliche Entdeckungsreise gehen.
WYOMING sind es wert, über ein halbes Jahrhundert später wiederentdeckt zu werden!
FAZIT: Wer WYOMING liest und erfährt, dass sich hinter diesem Bandnamen PETE 'WYOMING' BENDER verwirklichte, der wird erstmal einen Schreck bekommen und an dessen 80er-Jahre-Schlagervergangenheit denken, aber vielleicht auch an seinen Hit „Born To Be An Indian“, in dem er auf seine indianische Vergangenheit und die seiner Eltern anspielt.
Ganz anders aber klingt seine Zeit als bzw. bei WYOMING in den frühen Siebzigerjahren, als die Band mit seinem Spitznamen ihre beiden Alben „Wyoming (1971) & In Prison (1972)“ bei dem progressiven Label Bacillus veröffentlichte. Diese gelungenen Alben bewegten sich zwischen Americana, Alternative Rock und Pop in Richtung der BEATLES (und enthalten den indianischen 10-Minuten-Hammer-Song „Indian War Dance“). Nunmehr lässt uns MIG music auf musikalischer Entdeckungsmission mit dieser CD, welche beide Alben plus zwei Bonus-Songs und ein achtseitiges Booklet in einem aufklappbaren Digipak vereint, mal wieder in feinen Erinnerungen schwelgen, die uns zeigen, was für einen spannenden Musik-Weg der 2014 verstorbene Bender in den Hoch-Zeiten des Krautrocks ging, bevor er sich dann deutlich erfolgreicher, aber keinesfalls besser dem Schlager zuwendete.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- „Wyoming“ (1971)
- September Day
- Saying Things
- Can't Go Wrong
- I'm Weeping
- Seven Days
- Two Faced Woman
- Livin' In Sorrow
- Let The Light Shine On Me
- Who Turned The Light On
- Bonus:
- And Our Love
- Stone
- „In Prison“ (1972)
- USA Seventy Two
- Known By All
- Restless Man Intro
- Restless Man
- Sunshine Peace Time
- I'm A Roller
- I'll Be Back
- This Is My Song
- Indian War Dance
- Looking Out
- Bass - Rainer Marz, Georg Röber
- Gesang - Pete 'Wyoming' Bender, Rainer Marz, Jürgen Ermisch
- Gitarre - Rainer Marz, Jürgen Ermisch
- Keys - Pete 'Wyoming' Bender
- Schlagzeug - Curt Cress, Michael Hauke
- Sonstige - Rainer Marz, Curt Cress, Michael Hauke (Percussion), Jürgen Ermisch (Klavinett, Percussion)
Interviews:
-
keine Interviews