Partner
Services
Statistiken
Wir
Vinter: Romance Is Dead (Review)
Artist: | Vinter |
![]() |
Album: | Romance Is Dead |
|
Medium: | CD/Download/LP farbig | |
Stil: | Indie- und Art-Pop, Singer/Songwriter |
|
Label: | Oat Milk Music/Pop-Out Music | |
Spieldauer: | 39:45 | |
Erschienen: | 04.07.2025 | |
Website: | [Link] |
Na, das sind ja gute Nachrichten, die uns hier VINTER musikalisch und textlich übermitteln: Die Romantik ist tot!?!?
Schönen Dank auch!
Das war's dann.
Nichts mehr mit Kuscheln bei Kerzenschein und zärtliche Sex-Spielchen aus Liebe.
Nö, das muss nunmehr auch ohne diese überflüssige Gefühlsduselei gehen, oder?
Oder – verstehen wir den Titel des nach „Seasons“ zweiten Albums von VINTER einfach nur falsch?
Oh ja!
Denn allein die Musik auf „Romance Is Dead“, samt Streichern und klassisch angehauchter Melodramatik, bringt sowas von intensiver Romantik mit, dass einen schon während des Hörens der kompletten LP wundervoll romantische Gefühle beschleichen, für die man sich bei diesem Album-Titel regelrecht ein wenig schämt.
Es ist wohl doch nur das böse Buch auf dem LP-Cover, hinter dem sich VINTER – also die singende Multiinstrumentalistin versteckt und das den besagt Romantik-feindlichen Titel trägt. So also wird die Musik hinter „Romance Is Dead“ zu musikalischen Antithese dieses literarischen Werks.
Die Texte aber strahlen die Traurigkeit enttäuschter Liebeserlebnisse aus, die leidenschaftlich und hoffnungsvoll begannen und sich dann, wie bei einem Flugzeugabsturz („Crashing“), in ein desaströses Ende stürzen.
Melancholische Pop-Musik mit breit aufgestellten Streichern, die für orchestralen Bombast sorgen und so den durchaus gelungenen Versuch unternehmen, Klassik und Indie-Pop, aber auch Vintage-Folk plus anspruchsvolle englische Texte miteinander zu vereinen. Das Gelingen dieses klangkosmischen Versuchs basiert im Grunde auf einem, alles verbindenden Aspekt: die Stimme von VINTER bzw. Nicola Kilimann, die nicht etwa winterlich Kaltes sondern sommerlich Warmes und nächtlich Romantisches ausstrahlt. Diese Stimme der Berliner Musikerin prägt sich ein und trägt eine tief emotionale Aura in sich, egal ob sie nun von „1985“ oder das sich verändernde Wetter in „Change The Weather“ singt.
Zudem verrät Kilimann, dass sie gerne schon seit ihrer Kindheit Geschichten erfindet. Diese eint allerdings, dass sie beinahe immer ein tragisches Ende haben.
Ganz ähnlich sieht es zugleich in ihren Texten auf „Romance Is Dead“ aus, womit auch die negative und tragischen Konnotation hinter VINTERs zweitem Album geklärt wäre: „Schon als kleines Mädchen hatte ich eine blühende Fantasie. Irgendwann fing ich an, eigene Bücher zu schreiben, die ich jedoch nie beendete, da die Musik für mich immer wichtiger wurde. Auf gewisse Weise setze ich diese unfertigen Bücher in meinen Songs fort. Für mich gibt es nichts Spannenderes, als wenn mich Autoren fesseln und mit in ihre Welt nehmen. Genau das versuche ich auch mit meiner Musik zu erreichen. Außerdem fällt es mir extrem schwer, reine Liebeslieder zu schreiben. Stattdessen baue ich immer einen besonderen Twist, einen Bruch oder ein tragisches Ende ein.“
Manchmal lässt sich VINTER dabei dann aber doch von zu übertrieben stampfenden, etwas programmiert oder verfremdet daherkommenden Pop-Rhythmen überwältigen, welche die im Grunde berührende, mitunter ins Melancholisch abdriftende Stimmung ein wenig zerstören, wie bei „In The Midday Sun“.
Trotzdem überwiegt zum Glück eine intensive Vintage-Affinität voller fragiler Balladen, die am Klavier oder mit orgeligen Klängen untermalt werden und in einem Song wie „Within A Week“ ihre wahre Vollendung finden und mit der traurigen Frage: „What if this is not my dream?“, enden, obwohl der gesamte Song zum melodramatischen Träumen einlädt.
Bei VINTER kommen einem schon die ganz großen Damen wie LANA DEL REY oder BIRDY in den Sinn – und atmosphärisch orientiert sie sich an einem ihre großen Vorbilder und Lieblingsmusiker: TOM ODELL.
Auch dass VINTER ein stringentes Konzept auf dem gesamten Album verfolgt, beweist bereits dessen klassische Aufgliederung, also mit einem „Prologue“ beginnend, einer „Interlude“ zur Album-Halbzeit (am Ende der LP-A-Seite) fortsetzend und zum Schluss mit dem „Epilogue“ endend. Das alles immer unmittelbar in die jeweiligen Songs integriert. Hierbei sorgen die Streicher für den klassisch-musikalischen Sound von Einrahmung und Zwischenspiel.
Oft sucht man beim Hören nach speziellen Lieblingsliedern auf einem Album und entdeckt diese meistens auch. Die Musiker selber halten sich in dieser Beziehung jedoch meistens recht bedeckt. Anders bei Frau Kilimann, die bereits im Vorfeld der Album-Veröffentlichung verriet, dass „Not That Kind“ ihr Lieblingslied ist.
Der Song eröffnet die LP-B-Seite und bündelt im Grunde alle VINTER-Stärken in sich. Vielleicht sogar die gefühlvollste Ballade, die sich ruhig beginnend zu einer wahren Hymne erhebt, in der sogar die Streicher nicht fehlen. Ein Song, der garantiert auch in so einigen Radiosendern bei den Hörern, die sich nach einer kurzen Auszeit vom Alltagsstress sehnen, viel Anklang finden würde.
FAZIT: Sie ist ein romantischer Mensch und lebt diese musikalisch im völligen Gegensatz zum Albumtitel auf „Romance Is Dead“ rundum aus. Selbst wenn uns der Titel das genaue Gegenteil zu vermitteln scheint, so entsprechen die tiefgründigen Texte von Nicola Kilimann, dem Kopf Hinter VINTER (Oder doch VINTER selbst?), durchaus dem Titel und verbreiten viel Melancholie. Unter ihrer Homepage heißt es: „Mit filmischen Klanglandschaften, intimem, geschichtengetriebenem Gesang und einer insgesamt melancholischen Stimmung spielt sie sich in die Herzen ihrer Zuhörer.“ Das kann man genau so stehen lassen – und selbst dass das rotbraun-farbene Vinyl ganz ähnlich wie die Haarfarbe von Nicola Kilimann erscheint, ist sicher kein Zufall. Ein sehr intimes Album – für alle Jahreszeiten (der Zweisamkeit, aber auch Einsamkeit).
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Seite A (18:06):
- Prologue + The Other Room
- 1985
- Crashing
- In The Midday Sun
- House In The Hill (Interlude)
- Seite B (21:39):
- Not That Kind
- Within A Week
- Change The Weather
- Romance Is Dead
- Epilogue + Hi & Goodbye
- Bass - Joshua Lange
- Gesang - Nicola Kilimann
- Gitarre - Joshua Lange, Nicola Kilimann
- Keys - Nicola Kilimann, Joshua Lange
- Schlagzeug - Joshua Lange
- Sonstige - Swonderful Orchestra (Streicher), Anne de Wolff (Geige, Bratsche, Cello), Joshua Lange (Bratsche), Chor
- Romance Is Dead (2025) - 12/15 Punkten
-
keine Interviews