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The Autumn Defense: Here And Nowhere (Review)

Artist:

The Autumn Defense

The Autumn Defense: Here And Nowhere
Album:

Here And Nowhere

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Softpop, Folkrock, Indiepop, Americana, Singer-Songwriter, Barock-Pop, Westcoast-Rock, Country-Rock

Label: Yep Roc Records
Spieldauer: 49:23
Erschienen: 10.10.2025
Website: [Link]

Es ist einiges los im Wilco-Orbit. Und das, obwohl die fleißige Folkrock-Artpop-Band um Jeff Tweedy dieses Jahr gar nicht mit einem neuen Studioalbum an den Start geht (ein Nachfolger für das bejubelte "Cousin" von 2023 und die EP "Hot Sun, Cool Shroud" von 2024 soll aber schon in Arbeit sein). Nach grandiosen Konzerten des Chicagoer Sextetts im Juni kam "Last Missouri Exit" von Case Oats heraus, mit Tweedys Drummer-Sohn Spencer als treibender Kraft hinter seiner Freundin Casey Gomez Walker. Ende September folgte dann ein Triple-Album des Wilco-Frontmanns, das alle Qualitäten der besten Platten seiner langjährigen Band aufwies: "Twilight Override", Jeff Tweedys episches Meisterwerk für die Jahresbestenlisten 2025.


Und jetzt zu allem Fan-Glück auch noch, nach gut zehnjährigen Studioalbum-Pause, ein neues Werk von THE AUTUMN DEFENSE, dem Nebenprojekt von Wilco-Bassist John Stirratt (57) und Multiinstrumentalist Pat Sansone (56). Beide natürlich, wie man bei Wilco-Auftritten im Background unschwer hören kann, auch erstklassige Sänger. Und was diese beiden bei ihrer Stammband so bescheidenen wie wichtigen Musiker mit "Here And Nowhere" abliefern, übertrifft wirklich alle Erwartungen. Nach fünf Platten seit 2001, die alle sehr edel waren, sich aber manchmal etwas zu epigonal und harmlos am hypermelodischen Sixties/Seventies-Pop entlanghangelten, gelingen Stirratt/Sansone diesmal elf Songjuwelen voller wundersamer Überraschungen.

Dabei ist das Rezept von THE AUTUMN DEFENSE auf "Here And Nowhere" gar nicht mal so anders als etwa auf ihrem bisher stärksten, dem selbstbetitelten Duo-Album von 2007 oder dem direkten Vorgänger "Fifth" von 2014: Herzerwärmende Gitarren- und Piano-Klänge treffen auf geschmeidige Lead- und Harmony-Vocals, die Stimmung der Lieder ist  sommerlich sonnig bis herbstlich melancholisch, stilistisch schwanken Stirratt/Sansone mit ihren Begleitern James Haggerty (Bass) und Greg Wieczorek (Drums) zwischen Soft- und Barock-Pop, Indie-Folkrock, sanfter Psychedelia und Americana.


"Nun, John und ich teilen die Liebe zu bestimmten Platten", sagte Sansone, ein mit enzyklopädischem Musikwissen gesegneter Classic-Pop-Grandseigneur, schon über das Vorgänger-Album von THE AUTUMN DEFENSE. "Zu Beginn unserer Freundschaft und bei der Gründung der Band waren wir total begeistert von Platten wie 'Odessey And Oracle' von The Zombies. 'Forever Changes' von Love war für uns ein großes Album. 'Village Green Preservation Society' von The Kinks und natürlich das Repertoire der Beatles und die späteren Platten der Beach Boys. Das sind alles Alben, die eine Kombination aus fantastischem, gefühlvollem Songwriting und sehr kreativen und interessanten Studioaufnahmen und Arrangements bieten."

Diese Verehrung der Klassiker hörte man THE AUTUMN DEFENSE - bei allem Charme und virtuosen Können in ihren Songs - bisweilen allzu deutlich an. Doch diesmal wirken die Stücke nicht so, als hätten da zwei versierte Songwriter und Instrumentalisten lediglich besonders gute Lieder ihrer Lieblingsbands aus einer goldenen, längst vergangenen Pop-Ära respektvoll nachgebaut. Na klar, auch diesmal dominiert der opulente Wohlklang. Bereits im sechsminütigen Opener "The Ones" wird an nichts gespart, was das Herz des Laurel-Canyon-Pop-Fans höher schlagen läst, inklusive einiger exquisiter E-Gitarren-Soli des Virtuosen Sansone. Aber es bleibt halt nicht bei der tiefen, respektvollen Verbeugung vor den Westcoast-Helden.


THE AUTUMN DEFENSE finden, neu aufgeladen mit Ideen nach der langen Duo-Pause, auf "Here And Nowhere" ihre eigene Stimme, einen von den großen Vorbildern geschickt abgesetzten Sound. Mit einigen feinen, eleganten Zitaten - das Bacharachsche Flügelhorn in "Old Hearts", der beatleske Piano-Pop von "Winter Shore", die "Carole King meets Brian Wilson"-Hommage mit "In The Beginning", der treibende Jangle-Pop von "Hearts Arrive", die psychedelisch angehauchten America-Reminiszenzen in "Underneath The Rollers" (mit brillantem Gitarrensolo von Sansone) und "Love Lives", das jazzige Klaviersolo von "More Than I Can Say", der Country-Swing von "Raven Of The Wood".


FAZIT: Pat Sansone und John Stirratt sind bei Wilco seit 20 beziehungsweise 30 Jahren die wertbeständigen, unersetzlichen Hintergrund-Genies. Als THE AUTUMN DEFENSE liefern sie nun ihr persönliches Meisterstück ab. Mit "Here And Nowhere" feiert das hochklassige Nebenprojekt ein funkensprühendes Softpop-Americana-Fest. Und wir feiern eines der schönsten Alben dieses Jahres. Ja, es lebt sich auch ohne aktuelle Wilco-Platte anno 2025 sehr gut in der Wilco-Welt.


Werner Herpell (Info) (Review 113x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • The Ones
  • I'll Take You Out Of Your Mind
  • Old Hearts
  • Winter Shore
  • In The Beginning
  • Hearts Arrive
  • Underneath The Rollers
  • More Than I Can Say
  • Love Lives
  • Raven Of The Wood
  • Ever Flowing Light

Besetzung:

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